Das Franziskus Gymnasium Nonnenwerth darf jedes Jahr eine Abiturientin oder einen Abiturienten für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorschlagen. Max von Münster (Abi 2017) berichtet von seinen Erfahrungen.

Eindrücke aus La Colle

Nachdem man die Bewerbungsunterlagen eingereicht hat, wird man auf ein Auswahlseminar eingeladen. Hier muss man sich in zwei Einzelgesprächen sowie durch das Leiten und Teilnehmen an Gruppendiskussionen empfehlen. Ich hatte das Glück im November 2017 aufgenommen zu werden. Die Studienstiftung fördert einen genauso wie die anderen zwölf Begabtenförderwerke (stipendiumplus.de) mit 300 Euro monatlich sowie dem entsprechend berechtigen BAföG Satz. Diese finanzielle Förderung ist sehr gut aber spätestens nach den letzten zwei Wochen weiß ich, dass die ideelle Förderung in Form von Sprachkursen, Akademien und sonstigem Angebot der wahre Mehrwert der Studienstiftung ist.

Ich hatte bereits gehört, dass die Sommerakademien sehr beliebt seien und von jedem ans Herz gelegt. Eine dieser ist die Sommerakademie in La Colle sur Loup in der Nähe von Nizza. Mit 170 Studierenden und 21 Dozenten sollte ich zwei Wochen an der Côte d‘Azur verbringen und in einer der neun Arbeitsgruppen mitarbeiten.

Meine Arbeitsgruppe war die Quantentechnologie. In meiner Gruppe war nur jeder Dritte überhaupt Physiker. Der Rest kam von Wirtschaftschemie über Mathematik bis zum IT-Engineering immerhin mit einem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. Ich selbst habe aktuell zwei Semester Mathematik in Bonn studiert und hatte zwar Physik-Grundkurs zu meiner Schulzeit gehabt, fragte mich aber dennoch: „Was ist eigentlich ein Quantum?“. Zu meiner Beruhigung wusste dies u.a. ein anderer Teilnehmer, der bereits seinen Physikbachelor und die Quantenmechanikvorlesung gehört hatte, ebenfalls nicht so genau. Die Aussagen der anderen Physikstudenten waren ähnlich verwirrend: „Wir lösen eigentlich nur die Schrödinger-Gleichung aber was man da genau macht, versteht kaum keiner, weil das in der Vorlesung zu kurz kommt“ oder „Je mehr man über Quantenphysik weiß, desto weniger versteht man!“.

Immerhin schienen unsere Dozenten Ahnung zu haben: Dieter Meschede ist Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und Professor in Bonn. Arno Rauschenbeutel ist Professor in Wien für Quantenoptik und war bei Serge Haroche, Nobelpreisträger von 2012, in der Arbeitsgruppe gewesen. Die Dozenten beiden kannten sich auch durch eine gemeinsame Zusammenarbeit in Bonn.

Montags bis freitags trafen wir uns von 9.00 bis 10.30 Uhr sowie von 11.00 bis 12.30 Uhr zu gemeinsamen Vorträgen und Diskussionen. Da es keinen Prüfungsdruck oder wirkliches Ziel gab, konnte man sich an den entsprechenden Stellen Zeit nehmen und auch die ein oder andere Anekdote der Professoren hören. Grundlage unserer Arbeitsgruppe war das Buch: „Quantum Physics: What everyone needs to know“ von Michael G. Raymer, was ich jedem Leser dieses Artikels nur empfehlen kann. Auch wenn ich in den zwei Wochen Akademie nicht jede Diskussion verstanden habe und zu meiner Überraschung am meisten von meinem Vorwissen aus der Chemie-LK-Zeit profitiert habe, kann ich jetzt bei den Themen wie z.B. Quantencomputer oder auch Teleportation mitreden. Ebenso ist mir klargeworden, wie entscheidend die „2. Quantenrevolution“ unser Leben beeinflussen könnte. Es wurde jedoch auch deutlich gemacht, dass wir noch am Anfang stehen und viele falsche Hoffnungen („Quantencomputer heilen Krebs“) gemacht werden.

Nach den Arbeitsgruppen hatten wir Zeit zur freien Verfügung und die wurde genutzt. Es gab immerhin mit Nizza, Monaco, Antibes und Canne einige sehenswerte Städte an der Côte d‘Azur. Auf unserer Anlage konnte man auch einfach nur am Pool liegen oder traf sich zum gemeinsamen Sport. Das spannendste waren aber die Personen die man kennenlernen durfte. Studentinnen und Studenten aus Oxford oder Cambridge aber auch einen Fagottisten und einen Opernsänger sind hierbei nur ein paar Beispiele. Natürlich sind die Mediziner und Juristen die größte Gruppe. Jede Person, mit der ich gesprochen habe, war unglaublich offen und man konnte spannende Gespräche führen.

Das Motto ist Stipendiaten machen Programm und so konnte jeder selbst zum Gelingen der Akademie beitragen. Um 18.30 Uhr ging es dann zum Abendessen mit anschließendem Abendvortrag eines Dozenten der Arbeitsgruppen. Die Themen hierbei waren sehr vielseitig: „Die reformatorischen Anfänge des sozialen Wohlfahrtstaates“, „Alexa Ex Machina – Kulturelle Diskurse zur künstlichen Intelligenz im Science-Fiction-Film, Journalismus, Marketing“, und viele mehr. Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was muss sich an unseren Universitäten ändern?“ war auch Thema an einem Abend. Natürlich ein viel zu großes Thema für 90 Minuten und es bleibt auch die Frage, ob die anwesenden Personen wirklich die richtigen für eine solche Diskussion sind. Es ist spannend zu sehen wie kritisch viele die Studienstiftung hinterfragen, besonders was Chancengleichheit angeht. Ich war jedoch von der Diversität der Teilnehmer eher überrascht.

Im weiteren Verlauf des Abends gab es wieder eine lange Liste der Möglichkeiten: Lagerfeuer, Werwolf, Karten, Tischtennis oder auch ein Wein-Tasting. Am ersten Freitagabend hatten wir eine Party organisiert, bei der auch erstaunlich viele Dozenten sehr lange teilnahmen. Am Wochenende gab es die Möglichkeiten auch weitere Ausflüge zu machen. Ich selbst ging ans Meer zum Coastel-Rowing.

Am Bunten Abend stellten alle Arbeitsgruppen einen Programmpunkt vor. Hierbei waren viele lustige Comedyeinlagen und sogar ein Improvisationstheater mit Online-Umfrage zur Handlungsanweisung. Unsere „nerdige“ Quantenphysikgruppe wollte den anderen Teilnehmern den Alltag eines Physikers näherbringen und bereitete eine kleine Geschichte mit musikalischen Einlagen wie z.B. „Schatzi schenkt mir ein Photon“ oder „Skandal am Doppelspalt“ vor. Nach der Abschlussparty ging es dann für die meisten zum Flughafen und die Heimreise stand an. Ich blieb eine Nacht länger in Nizza und schaute mit einem anderen Studienstiftler, den ich vor Ort kennen gelernt hatte, OGC Nizza gegen Paris Saint-Germain.

Rückblickend bleiben zwei intensive Wochen mit viel neuen Wissen und Eindrücken aber noch viel mehr neuen Freunden in aller Welt. Durch die spannenden Lebensläufe der Anderen bin ich unglaublich motiviert und ganz sicher war das nicht meine letzte Akademie.

Allen Abiturientinnen und Abiturienten empfehle ich sehr sich mit dem Thema Stipendium sich zu beschäftigen. Aber auch während des Studiums kann man z.B. durch Professorinnen oder Professoren noch vorgeschlagen werden.